Gedichte aus der Waldwerkstatt VIII: Mariëlle Matthee

Wurzelwörter

Ich habe die Worte gelesen und wische
sie unter die Ziegel
wo sie herunterrutschen
wie Würmer an einer Wurzel,
bis sie zwischen den Rhizomen entbuchstaben
mit Pilzen sympathisieren

Worte, die einst klar und wahr waren,
jetzt nur verrauschen
nicht mehr zu verstehen

Aus der grünen Waldnacht ruft das Gurren der Tauben
die Felder leuchten wie dampfende Matten
ein Reh hebt seinen Kopf vor Schreck so schnell
dass dein Herz fällt
und dein Atem in der Luft kreist
auf alten, widerhallenden Klängen
bis zur Bildung des Urworts

Rootwords

I have read the words and wipe
them under the bricks
where they slide down
like worms along a root until
they deliteralize among the rhizomes,
sympathising with fungi

Words, once clear and true,
now only slip,
no longer understood

From the green forest night the cooing of pigeons calls
the fields light up like steaming tapestries
in terror, a deer lifts its head so fast
that your heart falls
and your breath turns in circles,
on ancient echoing sounds in the air,
into the primal word

Mariëlle Matthee ist eine niederländische Schriftstellerin und Dichterin mit einem Hauch von internationaler Gerechtigkeit. Sie lebt seit September 2020 in Berlin und sie studiert dort, wo die menschliche Sprache aufhört und die natürliche Sprache anfängt.

Waldschaffen am Wannsee: Hafenrevue OPEN AIR, 1. Juli 2022

An diesem Freitag präsentiert sich eine bunte Mischung aus Berliner Literaturveranstaltern mit kurzweiligen Kurzauftritten bei der „Hafenrevue OPEN AIR“ im Literarischen Colloquium am Wannsee. Wir sind mit dabei und vertreten mit unserem Werkstatt-Projekt „Wald schaffen, Wald schreiben“ das Haus für Poesie. Unter den schönen alten Bäumen der Villa werden Isabel Fargo Cole und (kurzfristig eingesprungen) Anne Frechen die diesjährige Waldwerkstatt und einige der ihr entsprossenen „Gedicht-Blätter“ vorstellen.  Wir treten um 19:05 auf der Wiesenbühne vor der Villa auf. Das Gesamtprogramm könnt Ihr hier nachlesen. Bis dahin wünschen wir trotz Hitze schöne Sommertage!

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Gedichte aus der Waldwerkstatt VII: Anne Frechen

aufBuchen

auf kleine Buchen achten beim aufBuchen
setzen – gehen – sehen
und nicht aus Versehen zertreten
sondern Verse sehen und Fersen nutzen
zum Treten kleiner Swimming Pools
als Reserve für Wasser, das Buchenwurzeln suchen.
Junge Buchen sind nun recht dicht an ihrem neuen Ort (im Tegeler Forst)
dichter sollten sie jedoch dort nicht sein
dafür sorgten die Dichter und Versseherinnen.

Wenn

Wenn junge Buchen Wasser suchen
müssen sie krabbeln und tauchen
mit ihren haarfeinen Wurzeln
unter dem Waldboden,
in den die Ferse einen Swimming Pool
getreten hat mit sanftem Nachdruck.
Abdruck und Ausdruck der Verbundenheit
mit dem Suchen der Buchen.

Anne Frechen wurde 1952 geboren in Paderborn. Studierte Germanistik, Philosophie, Nordische Philologie und Kunst. Hat gearbeitet als freie Künstlerin, Lehrbeauftragte, Lektorin und Kuratorin. 2000-2006 Künstlerische Direktorin der Künstlerhäuser Worpswede. 2006-2018 Direktorin des Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. Ist seit 2018 im „Ruhestand“ und freie Lektorin.

Gedichte aus der Waldwerkstatt VI: Hanno Hartwig

Auch bei der diesjährigen Werkstatt „Wald pflanzen, Wald schreiben“ war Hanno Hartwig dabei, der nicht nur Baumdichter, sondern von Berufs wegen Baumsachverständiger ist. Wie er diese beiden Perspektiven verbindet, kann man unten in seinem Kurzessay „Zur Entstehung des Gedichtes“  nachlesen.

Perspektive

Hör auf dein Innerstes, Wald,
hör auf dein Herz,
das schlägt, weil es tief, weil es ganz
verborgen in deinen gewachsenen Erden
zu finden ist. Im Myzel, in den Fäden,
die die Pilze ziehen. Du redest,
du flüsterst, du sprichst aus deinen
Verschränkungen heraus. Du füllst dich,
du verlierst dich, du fällst und entstehst
aufs Neue. Du wächst und bleibst,
richtest dich nach dem Licht, nach dem
Bogen der Zeit, nach der Kühle
des Schattens, der das Geheimnis
deiner selbst ist. Nur der Mensch, wo ist
der Mensch, der erlauchte Zerstörer, der
Plastikproduzent, der alles um dich herum,
füllt und begräbt mit künstlichen Dingen?
Er ging vor geraumer Zeit, ging verloren,
denn du hast auf dein Innerstes gehört,
auf dein Herz, auf dein Leben, das schlägt,
weil es tief, weil es ganz verborgen
in deinen gewachsenen Erden zu finden ist.

Hanno Hartwig 14.3.2022

Zur Entstehung des Gedichts „Perspektive“ vom 14.3.2022.

Das Gedicht ist das Ergebnis des Workshops: „Wald pflanzen / Wald schreiben“

Vier Aufgabenstellungen waren vorgeschlagen, und ich habe mir die vierte herausgenommen. Dort wurde angeregt, ein gewisses Maß an Allgemeinwissen, Poesie, Mythologie, ökologischer und botanischer Forschung einfließen zu lassen. Auch wurde angeregt, die archetypische Bedeutung von Wald mit romantischen Bildern zu verknüpfen. Es sollte der Versuch gestartet werden ganz unterschiedliche und gegensätzliche Aspekte in Stellung zu bringen. Sofort kam mir in den Sinn, wie es wäre, wenn ich vom Standpunkt eines aktiven Beobachters einen Wald der Zukunft beschreibe, in dem der Mensch keine Rolle mehr spielt. Bäume haben seit meiner Kindheit eine zentrale Bedeutung für mich. Nach dem Erlernen des Landschaftsgärtnerberufes und dem anschließendem Gartenbaustudium, habe ich mich durch das weiterführende Teilgebietsstudium der Baummechanik, bei Prof. Mattheck, zum Baumsachverständigen ausbilden lassen, und alles was mit Bäumen und Wald zusammenhängt ist mir, seitdem, mehr als wohlvertraut.

Des Weiteren möchte ich noch sagen, dass ich Asperger-Autist bin und typischer Weise über eine Inselbegabung verfüge, die es mir ermöglicht Gedichte aus dem Stehgreif zu produzieren, weshalb ich nie lange über Stil, Form, Fügung oder Formulierungen nachdenken muss, sondern sich diese in kürzester Zeit von selbst ergeben. So war es auch bei diesem Gedicht.

Die erste Strophe

Hör auf dein Innerstes, Wald,
hör auf dein Herz,
das schlägt, weil es tief, weil es ganz
verborgen in deinen gewachsenen Erden
zu finden ist.

war ohne Nachzudenken sofort da, und wie bei einer nebenher laufenden Tonspur, dachte ich an die Dinge, die der Förster Peter Wohlleben in seinem Buch über den Wald geschrieben hat, nämlich, dass wissenschaftlich nachgewiesen wurde, dass die allgegenwärtige Mykorrhiza im Boden, die sich symbiotisch mit den Wurzeln der Bäume verbindet, als Wood-Net anzusehen ist, ähnlich dem Internet, also schrieb ich:

Im Myzel, in den Fäden,
die die Pilze ziehen.

Mit dieser Einleitung habe ich mein Gedicht positioniert, es quasi auf Spur gebracht. Als logische Fortführung habe ich dann, meinem Denken entsprechend,

…Du redest,
du flüsterst, du sprichst aus deinen
Verschränkungen heraus. Du füllst dich,
du verlierst dich, du fällst und entstehst
aufs Neue. Du wächst und bleibst,
richtest dich nach dem Licht, nach dem
Bogen der Zeit, nach der Kühle
des Schattens, der das Geheimnis
deiner selbst ist.

eine These aufgestellt. Zudem ist die Formulierung: „…du sprichst aus deinen/Verschränkungen heraus…“ wissenschaftlich begründet. Denn die Verbindung zwischen Stamm und Ast besteht aus verschränkten Holzstrahlen, die sich schleifenartig übereinanderlegen, wodurch sich zwar eine feste Klebeverbindung ergibt, die mit dem Stammholz aber nicht tief verbunden ist. Dadurch kann bei Bedarf eine Trennung vom Ast, von Seiten des Stammes, im Laufe des Baumlebens, möglich sein. Die Formulierungen „Bogen der Zeit“ und „Kühle des Schattens“ sind meinem inneren Denken, meiner romantischen Keimzelle geschuldet. Der Bogen beschreibt einesteils die Jahreszeiten, als auch den Lebenszyklus eines Baumes. Die Kühle des Schattens ist das Klima, dass der Wald sich selber schafft, als „Geheimnis seiner selbst.“ Es ist typisch für mich, dass ich diese „Gedankenverschränkungen“ ohne bewusstes Nachdenken schreibe. Die anschließende Strophe,

Nur der Mensch, wo ist
der Mensch, der erlauchte Zerstörer, der
Plastikproduzent, der alles um dich herum,
füllt und begräbt mit künstlichen Dingen?

ist die Antithese. Über die Begriffe „Plastikproduzent“ und „erlauchter Zerstörer“ musste ich nicht lange nachdenken, sie waren da. / Mit der Formulierung: „…der alles um dich herum/füllt und begräbt mit künstlichen Dingen…“, überlagern sich Zeitperspektiven. Etwas, das für mein Schreiben ebenfalls typisch ist. Das Gedicht endet als Antwort auf die Frage nach dem Menschen, und ist gleichzeitig die Synthese des Gedichts:

Er ging vor geraumer Zeit, ging verloren,
denn du hast auf dein Innerstes gehört,
auf dein Herz, auf dein Leben, das schlägt,
weil es tief, weil es ganz verborgen
in deinen gewachsenen Erden zu finden ist.

Mit dieser Strophe, die einen Teil der Einleitung wiederholt, ist das Gedicht in sich geschlossen.

Hanno Hartwig (in der Nacht des 19.3.2022 geschrieben)
___________________
Dies ist seit meiner Kindheit die Art wie ich Gedichte schreibe, und da ich lyrisch denke, und aus dem Stehgreif heraus Gedichte schreiben kann, sollte es von mir doch mannigfache Gedichtbände geben, die die Regale füllen. Das ist aber nicht der Fall. Wenn man mich nach dem Grund fragt muss ich sagen, dass mein Autismus mich daran gehindert hat, mich aus meinem inneren Kokon zu befreien. Nur ganz langsam, es war ein mühsamer Prozess, habe ich Vertrauen zu mir selbst und meinem „lyrischen Ich“ entwickeln können, wurde aber immer wieder durch äußere Umstände zurückgeworfen. Erst als ich mich im Haus für Poesie bei Karla Montasser 2018 vorstellte ging es aufwärts, denn sie erkannte sowohl meine Begabung, als auch meine psychische Disposition, und wusste beides zu nehmen. Allerdings, und dies nur als Ergänzung zu meiner literarischen Biographie, wurde ich Anfang der 90er Jahre Mitglied der NGL, und konnte den bekannten Dichter Dieter Straub als Mentor gewinnen. Aus dieser Zeit heraus habe ich mit meinem ersten Gedichtband „Helle Fenster“, den es auch heute noch auf dem Markt gibt, debütiert. Doch als die NGL 2003 aufgelöst wurde, war ich wieder der einsame Dichter der tagsüber seinen beruflichen und familiären Verpflichtungen nachging, und nachts schrieb. Ergänzend möchte ich noch darauf hinweisen, dass ich seit der NGL Michael Speier kenne, der ein guter Freund von Dieter Straub war. Noch heute pflegt er mit mir einen freundschaftlich wohlwollenden Austausch und schrieb mir in einer Mail zu meinem ersten Gedichtband: „…ich habe doch immer wieder in Ihrem Gedichtband gelesen. Ich finde es toll, wenn man sich -wie Sie– Stil und Haltung über die Jahre und Moden bewahrt. Dazu ist viel Haltbares in den Texten.“ [In der Zwischenzeit habe ich wieder ein fertiges Manuskript, das einen Verleger sucht, und arbeite bereits an einem nächsten.]

Kurzbiografie Hanno Hartwig

1957 in Kassel geboren, wohne seit 1963 in Berlin bis heute.
Beruf Landschaftsgärtner, danach Gartenbaustudium
Dann öffentlicher Dienst bis heute. Seit 2003 amtlicher Baumsachverständiger.
Schreibe seit meinem 11. Lebensjahr.
Buchveröffentlichung: Helle Fenster 1. u. 2. Auflage
Nikolaus-Lenau-Lyrikpreis am 26.9.2020
Mitglied in mehreren Literaturvereinen.

… Wald schreiben, 14. März 2022

Am Montag nach unserer Wochenend-Pflanzaktion fanden sich ein Bäckersdutzend Dichtende in der Bibliothek des Hauses für Poesie zusammen, um die Tradition der Waldlyrik zu reflektieren und die aus dem Wald mitgebrachten Eindrücke, Kenntnisse und Gegenstände in Lyrik zu verwandeln. Wir haben den Begriff der „nature writing“ erörtert und Grundsatzfragen angesprochen: Was ist das überhaupt, „nature“? Wie kann man schreibend die Brüche nachzeichnen, die sich in der Natur selbst, aber auch in unserem althergebrachten Naturbegriff auftun?

In diesem Sinne führte die Werkstattleiterin Birgit Kreipe einen „poetry film“ vor, der ein Gedicht von Ulrike Draesner mit filmischen Mitteln umsetzt: Text, Bild und Stimme fallen zusammen und versinnbildlichen das Schwinden der biologischen Vielfalt, das die Zusammenhänge des Waldes allmählich auflöst und eine unheimliche Sinnleere hinterlässt.

 

Im praktischen Teil der Werkstatt ging es darum, Sinn und Zusammenhänge neu herzustellen. Mit praktischen Übungen bot Birgit verschiedene Denkanstöße an, wie man sich dem „Waldstoff“ nähern und ihn gestalten kann. Zum Beispiel, indem man eine Handvoll Gedichtschnipsel (von Goethe bis Louise Glück) zu einem neuen Waldgedicht umsortiert. Oder sich fragt, was ein mitgebrachter Zweig oder Tannenzapfen erzählt – nach dem Motto „In ganz kleinen Dingen und Gegenständen sind oft große Bilder verborgen.“

Diese verspielten und nachdenklichen Experimente entlockten lyrische Einfälle selbst bei poetisch Unerfahrenen. Und Ihr könnt sie auch zu Hause ausprobieren!

Zunächst ein kleines WARM-UP:

Du hast hier Papierstreifen, auf denen Gedichtzeilen stehen. Nimm Dir maximal 12 von den Zeilen und bastele eine Art „Gedicht“ daraus. Probiere verschiedene Konstellationen aus. Wichtig: Bitte greife einfach in den Haufen, lies möglichst nicht vorher.

SCHREIBÜBUNG: GEDICHT ODER KURZES PROSAGEDICHT

Anregungen

A) Im Reader hast Du eine Sammlung ganz unterschiedlicher Texte zum Thema „Wald“ gelesen. Überlege einmal: Was ist für Dich in Bezug auf den Wald besonders bedeutsam? Was für eine Bedeutung hat der Wald für Dich, z.B. lebensgeschichtlich, als mythischer Raum, oder politisch? Erinnere Dich an einen Ausflug. Notiere spontane Bilder und Gedanken … freier Text!

B) Was erzählen ganz kleine Gegenstände wie Nüsse, Tannenzapfen, Moose oder Holzstücke über den Wald und die Welt? Lass Deinen Assoziationen freien Lauf, frei nach Gaston Bachelard: In ganz kleinen Dingen und Gegenständen sind oft große Bilder verborgen. Notiere Deine Assoziationen und forme sie zu einem poetischen Text.

C) Louise Glück hat es vorgemacht: In ihren beiden Gedichten („Waldlilie“ und „Wilde Iris“, beide im Reader) fangen die Blumen und Pflanzen zu sprechen an, werden zu Mischwesen mit einer ganz eigenen Perspektive. Welcher Pflanze, welchem Baum, welchem Blatt könntest Du eine Stimme verleihen? Versuche es einmal für einen Text!

D) Im Gegensatz zu früheren Zeiten haben wir alle möglichen Schichten an Allgemeinwissen, Poesie, Mythologie, ökologischer und botanischer Forschung, die wir im Nu recherchieren können. Entsprechend kann man z. B. die archetypischen Bedeutungen von „Wald“ als auch die Forstwirtschaftsrichtlinien (s.u.) als auch die neuesten biologischen Erkenntnisse mit romantischen Bildern vom Wald verknüpfen. Versuche einmal, ganz unterschiedliche und gegensätzliche Aspekte für Deinen Text in Stellung zu bringen.

Material zu D:

Beispiel Umweltbundesamt

Der vergleichsweise hohe Holzeinschlag im Jahr 2019 kann unter anderem auf eine Zwangsnutzung wegen Sturm, Trockenheit und vermehrten Insektenbefall zurückgeführt werden, der Schadholzanteil lag in diesem Jahr bei rund 67 % oder 42,6 Mio. m³ . Dabei ist besonders auffällig, dass der durch Insekten bedingte Schadholzanteil in 2018 und 2019 im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen hat und im Jahr 2019 die Hauptursache darstellt (siehe Abb. „Durch Schäden bedingter Holzeinschlag“). Dies ist im Wesentlichen durch die Hitze sowie Trockenheit der Jahre 2018 und 2019 und der damit einhergehenden Anfälligkeit bestimmter Baumarten für Schädlinge wie etwa den Borkenkäfer bedingt.
(Quelle: Umweltbundesamt)

Verjüngung und Kulturpflege (Höhenbereich bis 1,50 m). Eichenverjüngung sollte möglichst unter Schirm oder nach kleinen Lochhieben erfolgen. Auf größeren Freiflächen leidet sie häufig unter der Wirkung von Spätfrösten und einer kräftig entwickelten Bodenvegetation. In der Anwuchsphase haben junge Eichen eine hohe Schattentoleranz, die jedoch sehr schnell abnimmt. Auf trockenen und ärmeren Standorten haben die Jungpflanzen einen höheren Lichtbedarf. Nach Etablierung der Verjüngung müssen angepasste Lichtverhältnisse geschaffen werden. Zu langer Dunkelstand führt zu Wuchsdeformationen und Vitalitätsverlusten. Da die Eiche im Vergleich zu anderen Baumarten überdurchschnittlich durch Wildverbiss gefährdet ist, sind für eine erfolgreiche Verjüngung angepasste Wildbestände unabdingbar.“

(Quelle: Waldbaurichtlinie für das Land Brandenburg: Eiche)

Wald pflanzen, 12. März 2022 …

Endlich sind wir wieder zum Pflanzen bekommen! Aber wer hätte noch vor wenigen Wochen gedacht, dass aus der Pflanzzeit eine Kriegszeit werden sollte … Es war immerhin tröstlich, sich ein paar Stunden lang einer hoffnungsvollen Aufgabe widmen zu können – bei strahlender Sonne und in großer Runde dank der tollen Organisation unsere Pflanzpartners aufBuchen e.V. Mehr als 50 Teilnehmende wurden sachkundig vom Revierförster Peter Cyriax und von den aufBuchen-Ehrenamtlichen in die Arbeit eingewiesen, so dass wir innerhalb weniger Stunden 1800 Rotbuchen setzen konnten.

Eingebunden in die Pflanzaktion war unsere „Lyrikgruppe“, die nebenbei  Waldmitbringsel für die zwei Tage später stattfindende Poesiewerkstatt sammelte. In der Pause hat die Lyrikerin Birgit Kreipe als Kostprobe für die große Runde Waldgedichte vorgetragen und vortragen lassen.

So konnten wir die erworbenen Waldkenntnisse in unsere Schreibwerkstatt fließen lassen, aber ebenso den anderen Teilnehmenden vermitteln, was Dichter und Dichterinnen mit dem Wald zu schaffen haben.

Leider war diese schöne Aktion die vorerst letzte, die wir mit Peter Cyriax durchführen konnten, denn er tritt demnächst in den wohlverdienten Ruhestand. Wegen seiner freundlichen, entspannten Art, seiner tiefen Kenntnis des Waldes und seinen schönen Geschichten ist es immer eine Freude gewesen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Wir wünschen ihm alles Gute für den Ruhestand (und hoffen insgeheim, dass er sich irgendwann doch mal wieder zu einer Aktion überreden lässt)!

Frühlingsbotschaft: Wald pflanzen, Wald schreiben 12./14.03.22

Die ersten Krokusse und Schneeglöckchen kündigen den Frühling an … und wir die Wiederaufnahme unserer im Dezember verschobenen Werkstatt „Wald pflanzen, Wald schreiben“!
Am 12. März werden wir mit Revierförster Peter Cyriax in der Stolper Heide Buchen pflanzen; am 14. März wird das Walderlebnis Stoff für eine Lyrikwerkstatt im Haus für Poesie .
Die Pflanzaktion wird zusammen mit aufBuchen e. V. durchgeführt – wir freuen uns sehr über diese neue Kooperation!
Weitere Infos unter Aktionen/Veranstaltungen.

„Wald pflanzen, Wald schreiben“ leider verschoben

In Erwartung eines erneut warmen Winters hatten wir die diesjährige Pflanzaktion/Werkstatt „Wald pflanzen, Wald schreiben“ für Mitte Dezember eingeplant. Nun haben wir aber von Revierförster Peter Cyriax erfahren, dass aufgrund angekündigter Schneefälle es wohl nicht möglich sein wird, am kommenden Samstag zu pflanzen. Dass es so kalt wird, ist zwar keine schlechte Nachricht für den Wald- für uns aber schon, denn wir müssen schweren Herzens die schöne Pflanzaktion, das Lagerfeuer und den dazugehörigen Schreibworkshop vorerst absagen – und auf das Frühjahr verschieben.

Es tut uns leid! Wir hoffen auf Euer Verständnis. Und natürlich, dass Ihr auch im Frühjahr dabei sein könnt!

Ein kleiner Trost: Wir werden hoffentlich die Schreibworkshop im Frühjahr live und im Haus für Poesie machen können – und nicht auf Zoom ausweichen müssen.

Wer enttäuscht ist, jetzt nicht pflanzen zu können, oder nicht so lange warten möchte, kann sich hier über zwischenzeitlich stattfindende Pflanzaktionen informieren.

Es ist zwar sehr schade, aber wir freuen uns lieber, dass es wieder einmal richtig wintert, und wünschen fürs Erste eine schöne Adventszeit!

Winterwerkstatt: SelbstVERSuche II, 11./13. Dezember 2021

Wir wagen es – die 2. Auflage der „SelbstVERSuche spezial: Wald pflanzen, Wald schreiben“ im Zusammenarbeit mit dem Haus für Poesie!
Am 11. Dezember werden wir in der Stolper Heide Buchen pflanzen und Lagerfeuer machen. Und am 13. Dezember gibt’s im Berliner Haus für Poesie eine Lyrikwerkstatt für alle, die gern Waldgedichte schreiben oder schreiben möchten.
Wir würden uns sehr freuen, euch am 11. oder am 13. Dezember oder an beiden Tagen zu begrüssen! (Bitte die begrenzte Teilnehmerzahl bei der Werkstatt am 13.  Dezember beachten.)

Weitere Details findet ihr unter Aktionen/Veranstaltungen.

Änderungen sind (leider) vorbehalten und werden rechtzeitig bekannt gegeben.

Eindrücke der letzten Werkstatt und Pflanzaktion (Oktober 2020) findet ihr hier bzw. hier und Kostproben der entstandenen Gedichten findet ihr weiter unten im Blog. Und hier noch ein paar Bilder der schönen Oktoberaktionen …

Wir sammeln Eicheln mit Revierförster Peter Cyriax, 10. Oktober 2020
Lyrikwerkstatt mit Waldfundstücken, 12. Oktober 2020

 

Prunus serotina

Zwiespältige Hommage an die Spätblühende Traubenkirsche, die wir letzte Woche in der Stolper Heide gelichtet haben, um die Artenvielfalt zu fördern:

Prunus serotina

Spät ist es, aber nicht zu spät. Und das Blühende
ist es, das blüht. Früchtetragend, schwarz und
gediegen. Zähl die Lentizellen, da wo das Harz
austritt, wenn du es mit dem Messer ritzt oder
schneidest, oder über die Rinde schabst. Die
Wurzeln sind zäh und breit, fächern sich durch
den Boden, fächern für die Behauptung sich
selbst zu behaupten. Nichts Göttliches ist daran,
nichts Großes, nichts Weises, nur der beißende
Duft nach dem Brechen des Zweigs. Spät ist es,
aber nicht zu spät. Und das Blühende ist es, das
blüht. Ein Dickicht zwischen den Bäumen, das
Früchte trägt, später, schwarz und gediegen, und
das Laub so fremd und so anders ohne Ansatz
die Anderen zu lieben, oder heimisch zu werden.
Schattenreich endet das Keimen der Linden,
schweigen die Samen der Eichen, der Buchen,
kümmert selbst der Holunder, durch den Prunus,
den Späten, die serotina. Spielt Lieder, wenn die
Säge angesetzt wird, wenn die Wurzeln gerodet,
und Licht auf den Boden unserer Bäume fällt.

Hanno Hartwig 17.9.2021