Kompost II: In der Lyrikwerkstatt

Nachdem wir am 19. März im Waldgarten des Spreeacker e. V. aktiv angepackt und Kompost geschaufelt haben, trafen wir uns am 20. März im Haus für Poesie, um unter der Leitung der Lyrikerin Birgit Kreipe das Erlebnis poetisch zu verarbeiten. Dabei stellten wir fest, dass manche Teilnehmerinnen mit der russischen Dichterin Anna Achmatowa die Einsicht teilen, dass Gedichte selbst oder gerade aus dem Müll (oder eben aus dem Kompost) wachsen können. Und dass auch Birgits „Warm-Up“-Übung an einen Komposthaufen denken läßt: In einem Schnipselhaufen werden alte und neue Gedichte vermengt, einzelne Zeilen werden herausgegriffen und  zu neuen Gedichten verarbeitet.

Wer zu Hause die Werkstatt nachmachen will, kann die Übungen unten nachlesen!

WARM-UP:
Du hast hier Papierstreifen, auf denen Gedichtzeilen stehen. Nimm Dir maximal 12 von den Zeilen und bastele eine Art „Gedicht“ daraus. Probiere verschiedene Konstellationen aus.
Wichtig: Bitte greife einfach in den Haufen, lies möglichst nicht vorher.

Übung A)
Gibt es in Deinem Leben einen Baum, oder Bäume, welche für Dich bedeutsam waren?
Rufe „Die Bäume Deines Lebens“ in Deinem Gedächtnis auf und erkunde, was sie für Dich bedeuten und was sie Dir gegeben haben. Wahrscheinlich kommt eine Menge an angenehmen Baum-Erfahrungen zusammen. Vielleicht möchtest Du Dich mit ein oder zwei Baum-Erfahrungen näher auseinandersetzen. Welche Erinnerungen und Erfahrungen sind damit verbunden? Gibt es auch Begegnungen Ereignisse oder Situationen, in denen der Baum für Dich wichtig war? Achte auf Details, wie Jahreszeit, Farben, Temperatur, Gerüche, oder Szenen…
Vielleicht vermittelt Dir ein Baum auch eine bestimmte Botschaft, wie die Linde in Wilhelm Müllers Lied. Das Gedicht ist ein guter Ort, solche Botschaften zuzulassen und einzufangen.

Übung B)
Baumwurzeln, die statt an andere Baumwurzeln an Wasserrohre stoßen, Kronen, die für die Durchfahrt von Lastwagen beschnitten werden, Bäume im Stress in ausgetrockneten Parks, Bäume, die von Menschen umarmt werden und Zufluchtsort für zahllose Vögel und Insekten bieten – wie wohl ein Stadtbaum aus seiner Perspektive sprechen würde? Lausche einmal, ob Du in Dir einen Baum aufrufen und zum Sprechen bringen kannst.

Übung C)
Was erzählen Früchte wie Nüsse, Tannenzapfen, Sellerie und Äpfel über den Wald, den Garten und die Stadt? Oder über Pestizide und Globalisiserung? Lass Deinen Assoziationen freien Lauf, frei nach Gaston Bachelard: In kleinen Dingen und Gegenständen sind oft große Bilder oder Erinnerungen verborgen. Notiere Deine Assoziationen und forme sie zu einem poetischen Text.

Übung D)
Wie sieht Dein Übergangsort zur Natur aus, gibt es ihn? In der Stadt vielleicht? Im Park, am Waldrand? Begib Dich, wenn Du möchtest, einmal innerlich an den Ort, wo Du der Natur begegnest, und beschreibe, was Du dort erlebst und was Dich berührt, lasse Bilder, Gerüche und Sinneseindrücke in Dein Gedicht oder Deine Notiz einfließen.