„Herbst – als bläulich kaltes Licht“ von Hanno Hartwig

Herbst – als bläulich kaltes Licht

Kaum ein Feld spricht noch von Herbst,
und in den Furchen bricht kaum noch
eine Kante ab.
Die Bäume stehen still mit anderen Bäumen,
denn der Wind, der blau sich an den Küsten
sammelt, wird lauthals durch die
Straßen fegen.
Äste brechen, Äste fallen,
auf das Polster unserer Jahre,
und ich, ich hebe
einen spät gefallenen Apfel auf.
Nebel geistern auf den Feldern.
Zäune sprechen schwarzgemalt
von Grenzen und von Rand.
Und wir, wir bleiben schweigend
auf den Wegen,
fühlen unsere Risse, unsere Narben,
und zählen noch die Knöchel unserer Hand.

Hanno Hartwig
(Geschrieben am 6.10.2024, im Rahmen der Schreibwerkstatt von Isabel Cole und Birgit Kreipe: Wald schaffen – Wald schreiben)

Kurzbiografie Hanno Hartwig

1957 in Kassel geboren, wohne seit 1963 in Berlin bis heute.
Beruf Landschaftsgärtner, danach Gartenbaustudium
Dann öffentlicher Dienst bis heute. Seit 2003 amtlicher Baumsachverständiger.
Schreibe seit meinem 11. Lebensjahr.
Buchveröffentlichung: Helle Fenster 1. u. 2. Auflage
Nikolaus-Lenau-Lyrikpreis am 26.9.2020
Mitglied in mehreren Literaturvereinen.