Nach längerer Feiertagspause begrüßen wir das neue Jahr mit einem weiteren Gedicht aus der Werkstatt „Wald pflanzen, Wald schreiben“ – Winterstimmung und Frühlingssehnsucht.
Farn
Ein abgerissener Zweig,
Verwelkt, verdorrt,
Trockenbraun und brüchig,
Zurückgelassen vom Sommer,
Weggeworfen, verweht,
In vergangener Bewegung verharrend,
Filigran, gefiedert,
Zeigt, wie jedes Jahr,
Die starre Zeit an.
Aus frostkahler Erde,
Mit Pflanzenresten überstreut,
Keimen Erinnerungen
An zartes, helles Grün,
Von unsichtbar verwurzelten,
Verzweigten Trieben hervorgebracht,
Steigt Sehnsucht
Nach Wachsen und Wuchern
Üppiger Farne, waldhoch.
Ulrike, geboren 1952, Buchhändlerin, Psychotherapeutin, 1992 von Westen nach Osten gewandert, lebe am Waldrand, schreibe seit Jahrzehnten Tagebuch, Berichte, Geschichten und Gedichte.
Dieses Gedicht entstand im Rahmen der Werkstatt „Wald pflanzen, Wald schreiben“ am 12. Oktober 2020 im Haus für Poesie.