Herbst Gedichte
zaudernder Kürbis
Auf dem Feld liegt
ein zaudernder Kürbis.
Mit eingefallener Schale,
rüsselrumpf.
Die Kürbiskumpanen wandelten gen Süden zum Reifen,
Kürbis blieb zurück.
Mit rasselnden Schalen, in gestreiften Panzern
rückte die Familie ab,
bewegte ihn zum Mitgehen.
Doch Kürbis blieb,
wohin er gefallen war.
Was wohl aus mir wird?
Kürbiscremesuppe?
Die Dämmerung zieht auf,
überwirft Kürbis mit einer Kruste aus Dunkelheit.
Der Rücken seiner Schale bergig, geduckt.
Im Schatten liegt, zwischen Ackerfurchen,
wo Blitze ihren Weg hinfinden, Kürbis.
Nicht weit davon, an einem Holzstab aufgezogen
Heinz, der Strohmann.
Heinz,
ruft Kürbis, Heinz! Rede du mit mir.
Wie komm ich hier fort?
Doch Strohmann lacht nur die Krähen an:
Ha, wenn ich das wüsst´, stünd´ ich dann hier?
Strohmann dreht sich im Wind am Mast,
die Krähen picken
Erntealtlasten.
Kürbis denkt an Fallobst,
Fallada, die Schwester,
den Herbst und an seine missliche Lage.
Kürbis krümmt sich
ins Erdreich, das langsam vereist.
Bis er halb bedeckt herausragt mit seinem organischen Panzer.
Wär ich doch eingehüllt in Quittenmarmelade,
denkt Kürbis,
den Schneewetter durchnässt,
schlürfte von Sternfrucht und von Quiche!
Und stieß nicht mit kalten Füßen und Wade
an der Erde Rettichreste.
Herbsteinfall
Rauften sich zusammen:
Rettichrüstungen
Rübenschübe,
Möhren und
Radieschenrümpfe,
Maulbeergaleeren
Birnbaumbomber
und
Borkenkäferartillerie.
Wie ich mich schütze?
Michelinmantel,
Smoothiemixer
und die Azoren!
Entstanden beim Workshop „WaldGarten – Erntedank“ am 6. Oktober, 2024.
Johanna Losacker, geb. 1999 in Hannover, hat Geschichtswissenschaft und Sozialwissenschaften (B.A.) studiert und lebt in Berlin. 2021/22 absolvierte sie ein Praktikum beim Haus für Poesie. 2023 nahm sie dort an der Lyrikwerkstatt der young poems teil. Sie schreibt Lyrik und Prosa.