Zwiespältige Hommage an die Spätblühende Traubenkirsche, die wir letzte Woche in der Stolper Heide gelichtet haben, um die Artenvielfalt zu fördern:
Prunus serotina
Spät ist es, aber nicht zu spät. Und das Blühende
ist es, das blüht. Früchtetragend, schwarz und
gediegen. Zähl die Lentizellen, da wo das Harz
austritt, wenn du es mit dem Messer ritzt oder
schneidest, oder über die Rinde schabst. Die
Wurzeln sind zäh und breit, fächern sich durch
den Boden, fächern für die Behauptung sich
selbst zu behaupten. Nichts Göttliches ist daran,
nichts Großes, nichts Weises, nur der beißende
Duft nach dem Brechen des Zweigs. Spät ist es,
aber nicht zu spät. Und das Blühende ist es, das
blüht. Ein Dickicht zwischen den Bäumen, das
Früchte trägt, später, schwarz und gediegen, und
das Laub so fremd und so anders ohne Ansatz
die Anderen zu lieben, oder heimisch zu werden.
Schattenreich endet das Keimen der Linden,
schweigen die Samen der Eichen, der Buchen,
kümmert selbst der Holunder, durch den Prunus,
den Späten, die serotina. Spielt Lieder, wenn die
Säge angesetzt wird, wenn die Wurzeln gerodet,
und Licht auf den Boden unserer Bäume fällt.
Hanno Hartwig 17.9.2021